Am letzten Samstag befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Atommüllkonferenz in Göttingen unter anderem mit der verlängerten Zwischenlagerung hoch radioaktiver Abfälle, dem Beteiligungsverfahren in Gorleben sowie dem Informations- und Dialogkonzept des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Sie erklären dazu:
Die Atommüllkonferenz (AMK) hält das Informations- und Dialogkonzept des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) für absolut unzureichend und stellt fest, dass es den Forderungen der AMK an Öffentlichkeitsbeteiligung in keiner Weise gerecht wird. Beteiligung und selbst echter Dialog sind nicht erwünscht. Das zeigt sich klar bei den laufenden Beteiligungsverfahren für das um 100 + X Jahre zu verlängernde Zwischenlager in Gorleben sowie für das Nationale Entsorgungsprogramm, die zentrale Forderungen des AMK-Forderungskatalogsfür zukunftsgerichtete Sicherheit und Sicherung der Zwischenlager ignorieren.
Die AMK fordert vom BASE und dem Bundesumweltministerium eine ernsthafte Beteiligung der Bevölkerung bei der anstehenden Neugenehmigungen der Zwischenlager und der Erstellung eines übergreifenden Zwischenlagerkonzepts. Ein solches Konzept muss sich den wachsenden Herausforderungen an die Sicherheit stellen und darf diese nicht länger ignorieren.
Bei der Atommüllkonferenz handelt es sich um ein Treffen der Anti-Atom-Bewegung, das dem gegenseitigen Austausch und der Planung gemeinsamen Vorgehens dient. Sie ist ein fachlich-politisches, parteiunabhängiges Forum für Betroffene und kritische Akteure von den Standorten, an denen sich Atommüll befindet oder die Lagerung vorgesehen ist. Ausdrücklich erwünscht ist die Teilnahme unabhängiger, kritischer Wissenschaftlerinnen und von Vertreterinnen von Verbänden und NGOs, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der 27. Atommüllkonferenz bilden die erheblich verlängerte Dauer der Zwischenlagerung von Atommüll und die Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen in Deutschland. Es wird einen Vortrag zur Endlagersuche in Tschechien geben. Weiterhin geht es um das Freimessen von radioaktiven Abfällen und es wird aktuelle Infos zum Napro 2025 geben.
In den Arbeitsgruppen werden wir uns mit den Konsequenzen der verlängerten „Zwischen“lagerung (AG1), der Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen im Speziellen mit der Möglichkeit des Baues einer Atombombe in Deutschland (AG2) und dem Freimessen von radioaktiven Abfällen (AG 3) beschäftigen.
Vormittags werden wir Fachvorträge zur Endlagersuche in Tschechien und zur Atomwaffentechnik und zivil-militärischen Verbindungen hören. Im Nachmittags-Plenum wird es aktuelle Informationen zum Nationalen Entsorgungsprogramm 2025 geben.
Endlagersuche in Tschechien, die Endlosgeschichte. Der Vortrag wird einen Überblick über die Entwicklung bieten, vor allem über den aktuellen Stand. Es gibt Standorte, aber dort will keiner das Endlager. Doch die Regierung ist sehr ambitioniert und will 2050 ein Endlager haben, um auch die Taxonomiekriterien zu erfüllen. Vortrag Suche nach einem Endlager in Tschechien
Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen
Wie ist eine Atombombe aufgebaut? Was braucht es dafür? Könnte Deutschland morgen eine Atomwaffe bauen? Welche Infrastruktur bräuchte es? Welche Rolle könnten Gronau und Garching spielen? Wie verheerend wäre der Einsatz taktischer Atomwaffen? Physikerin Dr. Sophie Kretzschmar hat sich an der RWTH Aachen mit der Überprüfung nuklearer Rüstungskontrollverträge und Abrüstung befasst und informiert über die technischen Hintergründe und beantwortet die brennendsten Fragen. Vortrag: Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen
AG 1: Abschaltung – Stilllegung – Rückbau: Verlängerte Zwischenlagerung
Weitere 100 Jahre Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle in Deutschland.Die Genehmigungen deutscher Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle laufen aus, doch die Endlagersuche könnte sich bis 2074 (ursprünglich 2031) verzögern. Das bedeutet voraussichtlich weitere 100 Jahre Zwischenlager!
Die Neugenehmigung des ZwischenlagersGorleben könnte als Blaupause für alle Standorte dienen. Besonders wichtig ist die laufende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), die den Neugenehmigungsantrag 2026 vorbereitet. Der Beitrag zeigt gesetzliche UVP-Anforderungen an den Untersuchungsrahmenund einen übertragbaren Fragenkatalog. Ziel ist, durch eine mustergültige UVP in Gorleben Standards zu setzen. Dafür ist die Vernetzung und aktive Beteiligung aller Standorteentscheidend. Alle Verantwortlichen sind aufgerufen, sich zu engagieren und mitzuwirken!
AG 2: Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen
Die AMK befasst sich dieses Mal aktiv mit dem Thema Atomwaffen. In der AG können weitere offene Fragen zur Fachdiskussion geklärt werden. Außerdem können sich die Teilnehmenden austauschen, inwieweit sie bereits zu dem Thema arbeiten bzw. ob und wie das Thema weiter erschlossen und bearbeitet werden kann und sollte.
Moderation: Patrick Schukalla (Geograf u. Fachreferent IPPNW) & Dr. Sophie Kretzschmar
AG 3: Freimessen / Strahlenschutz
Berichte aus den Gruppen sowie einen Erfahrungsaustausch geben. Zu berichten ist ggf. von Gerichtsurteilen, die das Thema Freigabe betreffen. Wir werden die bisher vorliegenden Ergebnisse der Briefaktion besprechen, d. h. welche Massen an freigegebenen radioaktiven Stoffen zu erwarten sind und betrachten die Bedeutung des Nuklidvektors für die Praxis der Freigabe betrachtet werden.
Zweieinhalb Jahre nach der Abschaltung der letzten Meiler steht die Anti-Atom-Bewegung neuen Herausforderungen gegenüber. Es bleibt eine ungezählte Menge an radioaktiven Abfällen, für die es bisher kein sicheres Lagerkonzept gibt. Die Bundesregierung und ihre untergeordneten Gesellschaften setzen für die nächsten Jahrzehnte offensichtlich auf ein Hin- und Herschieben der atomaren Mülltonnen. Schon immer waren Atomtransporte als „Achillesferse der Atomindustrie“ ein Aktions- und Handlungsfeld der Bewegung außerhalb der zu militärischen Festungen aufgerüsteten Kraftwerke, Fabrikanlagen und Lagerhallen. Aktuell steht eine unvorstellbar hohe Zahl von Transporten an: für 152 CASTOR-Behälter von Jülich und 2 Transporte mit 10 Brennelementen aus Garching wurde am 25.08. die Transportgenehmigung erteilt. Für den letzten von 4 WAA-Transporten – diesmal als Seetransport aus Sellafield nach Brokdorf – erwarten wir sie in den nächsten Wochen. Wie lässt sich bundesweit das Thema stärker in die Öffentlichkeit bringen? Wie kann der Widerstand dagegen gestaltet werden? Was können wir aktuell konkret tun?
AG 1: Abschaltung – Stilllegung – Rückbau: Verlängerte Zwischenlagerung
AG 2: Atomwaffentechnik und zivil-militärische Verbindungen
AG 3: Freimessen / Strahlenschutz
AG 4: Atommüll lässt sich nicht stilllegen
Zusätzlich bei Interesse:
Gesprächsrunde zum Thema Tschechien mit Johannes Bünger, Redakteur von „Die Nuklearfalle“
Austausch zu den diversen, in den nächsten Monaten anstehenden Castor-Transporten
15.45 – 16.00 Uhr Nationale Entsorgungsprogramm 2025
Das Nationale Entsorgungsprogramm soll die Grundzüge der deutschen Atommüllentsorgung darstellen. Doch über 4.000 Stellungnahmen attestieren der Bundesregierung: Es ist mangelhaft. (Die tatsächlichen Zeitstränge der Endlagersuche und die sich daraus ergebenden Probleme auch bei der Zwischenlagerung werden nicht benannt. Auch nicht die bekannten Sicherheitsprobleme der Zwischenlager, rostende Fässer und fehlende Genehmigungen.) Wir berichten über den Stand.
Wir bitten bei der Anmeldung um die Angabe der Zugehörigkeit zu Initiativen, Verbänden, NGOs oder Gruppen. Bei keiner oder sonstiger Zugehörigkeit wird im Einzelfall über die Teilnahme entschieden.
Kostenbeitrag Zur Finanzierung bitten wir um einen Kostenbeitrag von 25,- € (inkl. Tagungsgetränken und -imbiss). Überweisung an die AG Schacht KONRAD e.V. Konto 4067 8836 00 – GLS Gemeinschaftsbank eG (BLZ 430 609 67) IBAN DE76 4306 0967 4067 8836 00 Stichwort: AMK (da die Teilnahme nicht am Kostenbeitrag scheitern soll, kann auf Anfrage davon abgesehen werden)